Ackerbau – Nachttemperaturen setzen den Kulturen erheblich zu
Wichtige Informationen aus dem Hohenlohekreis vom 22.05.2023
„Das Befallsgeschehen ist durchaus unterschiedlich. In Frühsaaten ist der Befall tendenziell höher und diese sind oder kommen in der laufenden, spätestens in der kommenden Woche zum Schieben der Ähren,“ so die aktuellen Informationen des renommierten Pflanzenschutzexperten B. Weger aus dem Dienstbezirk Hohenlohekreis.
Zuckerrüben: Die verkrusteten Böden, kühle Nachttemperaturen und auch die ausgebrachten Bodenherbizide setzen den Rüben ebenfalls zu. In Spritzfenstern sieht man deutlich den Unterschied. Die Wirkung der Herbizide ist dagegen hervorragend. Die ersten Läuse sind in Baumerlenbach an den Rüben zu finden, bisher ausnahmslos schwarze Bohnenläuse. Bekämpfungsrichtwert noch deutlich unterschritten. In Spätsaaten schädigen diverse Schädlinge die Rüben, leider ist außer der Schneckenbekämpfung keine weitere Bekämpfung möglich.
Praxistipps: Zwischen einem Gräserherbizideinsatz und weiteren Unkrautherbiziden sollten mind. 2 Tage dazwischen sein. Gestresste Rüben nicht mit Herbiziden zusätzlich belasten.
Getreide: Gelbrost hat sich ausgebreitet, ist aber mit den Fungiziden gut bekämpfbar. Der Zusatz von Tebuconazol, wenn die ersten gelben Nester schon sichtbar waren, hat sich bewährt. Bei Gelbrostnestern ist schnelles Handeln angesagt. Bei Septoria sieht es anders aus. Hier sind die Wirkungsgrade bei schon gesetzten, sichtbaren Infektionen nicht besonders gut, gleichgültig ob Mefentriconazol oder Prothioconazol eingesetzt wurde. Aufgrund der hoffentlich zutreffende Wettervorhersagen sollte es trockener werden, die Temperaturen ansteigen und das Ährenschieben in Winterweizen wird in den wärmeren Lagen beginnen. Praxistipps: Für die teuren Carboxamide wäre es von Vorteil die Ähre zumindest teilweise zu treffen.
- Auf guten Standorten und Frühsaaten stehen die Winterweizen zum Teil extrem dicht, ab 550 ährentragende Halme wird es für die Standfestigkeit kritisch, zudem sind die unteren Internodien sehr lang. Im Stadium BBCH 39 wäre die letzte Gelegenheit mit 0,3 – 0,5 Liter/ha Camposan Extra eine Stabilisierung durchzuführen.
- In Gerste sieht man deutlich einen Zusammenhang zwischen Stress und Rhynchosporiumbefall. Ungünstige Verhältnisse, in diesem Jahr häufig, fördern hier den Pilzbefall sehr stark.
- Früh gesäte Sommergerste unbedingt einkürzen. In Sommergerste ohne Stresssymptome, wäre jetzt noch eine Einkürzung mit 0,6 Liter/ha Moddus möglich.
Achtung: Bei Läusen und Getreidehähnchen ist der Bekämpfungsrichtwert nicht überschritten! Für alle Einkürzungsmaßnahmen gilt: Applikationen bei Sonnenschein, Temperaturen über 20°C und Kombinationen mit Azolen verstärken die Wirkung enorm. Aufwandmengen um 20 bis 30% reduzieren.
Mais: Im Hohenlohekreis gibt es 2 Problemfelder in der Kultur. Die Maispflanzen haben zum Teil nahezu kein Chlorophyll mehr. Nachttemperaturen um 5°C setzen dem Mais erheblich zu.
Für den großen Ackerfuchsschwanz benötigen wir 1,5 Liter/ha MaisTer Power mit der Gefahr einer Minderwirkung bei Resistenzen oder zumindest einer Anpassung an den Wirkstoff nach häufigen Applikationen. Mit der Applikation, trotz Durchwuchsungräsern und -kräutern, von Sulfonylharnstoffen unbedingt auf ein Wiederergrünen warten.
Praxistipps:
- Elumis Peak Pack: Standardmischung bei breiter Verunkrautung
- MaisTer Power: ohne Resistenzen sehr gut gegen Ackerfuchsschwanz und Ausfallgetreide
- Tanika Mais Combi, preisgünstig, mit dem Wirkstoff Fluroxypyr (Staranewirkstoff) und Nicosulfron, Mesotrione warme Witterung erforderlich, gute Knöterich und mittlere Ampferwirkung. Auf Hirsestandorten wäre eine Kombination mit Terbuthylazin außerhalb Wasserschutzgebieten möglich.
Wichtig: Im Mais gibt es noch viele weitere Möglichkeiten.