Ackerbau – Die Zwischenfrucht macht’s
Wichtige Informationen aus dem Landkreis Göppingen vom 04.08.2022
T. Kielmann, renommierter, amtlicher Pflanzschutzberater am Landwirtschaftsamt in Göppingen informiert heute über die strategische Vorgehensweise, die Auswahl und die Bedeutung von Zwischenfrüchten.
Zwischenfrüchte spielen eine immer größer werdende Rolle, wobei häufig einzelne Zwischenfrüchte in Reinsaat zur Aussaat kommen. Oft versprechen aber Mischungen vor allem im Hinblick auf die Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit, der Ertragssicherheit des Standortes und der Durchwurzelung des Bodens mehr Erfolg. In der Regel wird bei Mischungen je nach Zusammensetzung mehr CO2 als in Reinsaaten gespeichert und die Stickstoffnachlieferung für die Folgekultur ist höher und gleichmäßiger. Unterschiedliche Durchwurzelungstiefen lockern den Boden und ziehen Nährstoffe aus verschiedenen Schichten. Durch verschiedene Wuchshöhen kommt es (im Idealfall) zu einem sehr dichten Bewuchs, welcher die Feuchtigkeit nahe der Bodenoberfläche hält. Um die Bodenfeuchte zu erhalten, ist aber auf jeden Fall darauf zu achten, dass über den Winter abfrierende Komponenten verwendet werden. Nach dem Abfrieren bildet sich eine Mulchdecke, die Verdunstung und Oberflächenabfluss minimiert. In 2018 hat sich gezeigt, dass Phacelia, (Rauhafer), Senf und Ramtillkraut dem Wasser- und Hitzestress am ehesten begegnen können. Als weitere Komponenten eignen sich Öllein, Leindotter ebenso wie Leguminosen (z.B. Klee, Erbsen, Wicken). Tillage Radish (Meliorationsrettich) macht eine tiefe Pfahlwurzel und lockert somit den Boden weit nach unten, auch durch eine Pflugsohle durch. Die Wahl der Zwischenfruchtmischung sollte sich auch nach der Fruchtfolge richten. So sollten in Rapsfruchtfolgen keine Kreuzblütler (z.B. Gelbsenf, Ölrettich) verwendet werden. Hier hat sich Phacelia gut bewährt. Rauhafer schafft in engen Getreidefruchtfolgen eine erhöhte Virusbelastung. Auch die Drahtwurm-Problematik sollte bedacht werden. So hat ein Ölrettich-Sandhafer-Öllein-Gemenge wohl eine gewisse unterdrückende Wirkung gegen Drahtwürmer. Eine dichte und gleichmäßige Zwischenfrucht kann neben den bekannten Vorteilen dazu beitragen, den Unkraut- und Ungrasdruck etwas von der Fläche zu nehmen. Ebenso wird Ausfallgetreide, welches im Herbst eine „grüne Brücke“ für Schädlinge wie Blattläuse bietet, unterdrückt. Die Aussaat sollte genauso gewissenhaft erledigt werden wie bei einer Hauptfrucht, so dass in den meisten Fällen, besonders bei mehreren unterschiedlichen Komponenten, eine ordentliche Drillsaat Vorteile hat. Bei einer späten Saat der Zwischenfrucht kann auch eine Reinsaat mit Gelbsenf Sinn machen, da hier noch ein schnelles Wachstum mit entsprechender Massebildung und Bodenbedeckung möglich ist.