Ackerbau – Ausfallsamenmanagement bei Flächen mit hohem Ackerfuchsschwanzbesatz
Wichtige Informationen des RP Stuttgart - Pflanzenschutzdienst - vom 07.07.2024
„Der milde Winter verbunden mit Minderwirkungen von Blattherbiziden und ständigem Nachkeimen auch noch im Frühjahr haben dieses Jahr auf vielen Flächen zu einer starken Verunkrautung mit Ackerfuchsschwanz in Weizen und Gerste geführt,“ so Dr. J. Mühleisen, zuständige Fachreferent vom Pflanzenschutzdienst im Regierungspräsidium Stuttgart.
Besonders auf tonigen Böden und Flächen mit einem hohen Anteil an Winterungen in der Fruchtfolge kann das Problem sehr ausgeprägt sein. Nun stellt sich die Frage, wie mit solchen Flächen nach der Gersten- und Weizenernte umgangen werden soll.
Ziel der weiteren Flächenbewirtschaftung sollte in jedem Fall sein, einen möglichst hohen Anteil der ausgefallenen Ackerfuchsschwanzsamen vor der Etablierung der Folgekultur zum Keimen zu bringen. Ackerfuchsschwanz erreicht die Samenreife je nach Höhenlage und Witterung in der Regel in den Monaten Juni bis Juli. Dieser Zeitraum kann sich auch verlängern, wenn die Ackerfuchsschwanzpflanzen stark bestockt sind, da dann die Samenreife auf die Nebentriebe zeitlich verzögert erreicht wird.
Vor und während der Getreideernte ausgefallene Ackerfuchsschwanzsamen besitzen zunächst eine Primäre Keimruhe, die durch Dunkelheit (z.B. Einsatz von Grubber, Scheibenegge, Pflug) in eine Sekundäre Keimruhe übergehen kann. Grundsätzlich gilt, dass je tiefer die Samen vergraben werden, desto länger die Sekundäre Keimruhe ist. Das Ziel des Ausfallsamenmanagements soll in jedem Fall sein, bei ausgefallenen Ackerfuchsschwanzsamen den Übergang in die Sekundäre Keimruhe zu verhindern.
Die Primäre Keimruhe schwankt üblicherweise zwischen null und acht Wochen. Neben genetischen Einflüssen ist die Dauer der Primären Keimruhe abhängig von den Temperaturen, die im Zeitraum Blüte bis Samenreife herrschen. Hier gilt, je wärmer es also in dieser Phase ist, umso kürzer ist die Primäre Keimruhe. Kältere Temperarturen (<20°C) führen tendenziell zu einer längeren Primären Keimruhe.
Größere Temperaturschwankungen im Zeitraum Blüte bis Samenreife können dazu führen, dass Ackerfuchsschwanzsamen unterschiedlich lange Primäre Keimruhen haben und daher mit zeitlichem Versatz über mehrere Wochen keimen. Oberflächlich liegende Ackerfuchsschwanzsamen können auch gefressen werden oder verrotten.
Auf Ackerfuchsschwanzproblemstandorten sollte daher geprüft werden, ob das übliche Nacherntemanagement, welches in der Regel hauptsächlich der Beseitigung von Ausfallgetreide dient, angepasst werden kann.
Bei Ackerfuchsschwanzproblemen sollte das Stroh nach Möglichkeit abgefahren werden, da unter dicken Strohmatten die Keimung der Ackerfuchsschwanzsamen wegen Lichtmangel erschwert wird. Anstelle der traditionell flachen Bodenbearbeitung mit Scheibenegge oder Grubber, welche Ackerfuchsschwanzsamen zu tief vergraben, sollten die Getreidestoppeln mit einem Striegel mehrfach sehr flach bearbeitet werden und damit eine Bedeckung der Samen mit Erde verhindert werden. Ist der Boden zwischen den Striegelgängen ausreichend feucht, laufen erste Ackerfuchsschwanzpflanzen innerhalb von etwa drei bis fünf Wochen auf. Ist die Primäre Keimruhe aufgrund kühler Temperaturen länger, kann sich der Prozess nach hinten verschieben und auch über einen mehrere Wochen ziehen, wodurch sich auch die anschließende Grundbodenbearbeitung, Saatbettbereitung und Aussaat verschieben. Sofern es die betrieblichen Anforderungen zulassen, kann ggf. auch die Aussaat einer Sommerung in Betracht bezogen werden, so dass noch mehr Zeit zur Bekämpfung des Ackerfuchsschwanzes bleiben.
Letztlich bleibt es eine einzelbetriebliche und flächenspezifische Entscheidung. Langjährige Erfahrungen auf Problemstandorten zeigen jedoch, dass zugelassene chemische Lösungen vielfach alleine nicht mehr ausreichen, sondern durch weitere Komponenten wie ein angepasstes Ausfallsamenmanagement, falsches Saatbett vor der Aussaat, spätere Aussaat von Winterungen, Blindstriegeln im Vorauflauf, Einbau von Sommerungen oder Kleegras in die Fruchtfolge unterstützt werden müssen.