Ackerbau – Alles im Blick?
Wichtige Informationen des LRA Tübingen vom 24.05.2024
Heute wirft der renommierte Tübinger Pflanzenschutzberater A. Lohrer einen intensiven Blick in seine Beratungsregion und informiert dort – gespickt mit vielen Praxistipps - über die Durchführung von Feldarbeiten.
Winterweizen: Sehr frühe Bestände stehen kurz vor der Blüte, der Großteil befindet sich aber noch zwischen Fahnenblatt und Ährenschieben. Die Düngung sollte in diesen Beständen baldmöglichst abgeschlossen werden. Die Blatt, bzw. Ährenbehandlung kann wie in der letzten Ausgabe beschrieben ebenso bei Befahrbarkeit durchgeführt werden um die aktuell möglichen Infektionen zu stoppen. Bei den weit entwickelten Beständen muss nach aktueller Vorhersage auf mögliche Fusariuminfektionen geachtet werden. Ein höheres Fusariumrisiko besteht bei anfälligeren Sorte nach Beschreibender Sortenliste mit Note 6 (z.B. Debian) oder höher, aber auch schon bei Note 5 (z.B. Informer, LG Character, Campesino, Chevignon) und weiteren erfüllten Bedingungen kann eine Behandlung sinnvoll sein. Hierzu gehören unzerkleinerte, infektiöse Stroh- und Stoppelreste der Vorfrüchte Mais, Weizen, Triticale an der Bodenoberfläche, z.B. nach Mulch- oder Direktsaat. Entscheidend ist aber die Witterung zur Blüte, feuchtwarm ab ca. 16°C und lange Blatt- bzw. Ährennässe nach Niederschlägen oder auch Taufeuchte. Für eine möglichst erfolgreiche Maßnahme mit Toxinreduktion um ca. 50 bis 80% muss die Fungizidbehandlung möglichst nahe am Infektionsereignis (ca. 2 Tage vor bis max. 4 Tage danach) stattfinden. Dies ist meist das Stadium der Vollblüte. Da Weizen aber verdeckt abblüht und die Staubbeutel erst nach Blühende aus den Ährchen geschoben werden ist das Stadium Vollblüte erreicht, wenn die ersten ca. 10-20% der Staubbeutel zu sehen sind. Zur Behandlung sollten Azolwirkstoffe mit guter Fusariumleistung eingesetzt werden, z.B. Prosaro 1,0 Liter/ha, Input Classic 1,25 Liter/ha, Osiris MP-Pack (Caramba 1,0 Liter/ha + Curbatur 0,5 Liter/ha), etc.
Bei Sorten mit geringer Anfälligkeit, Note 3 oder besser (z.B. Spontan, Rubisko, Akzent, Moschus, Akasha, Exsal, …) und günstiger Vorfrucht (z.B. Raps, Zuckerrübe) kann in der Regel auf eine Behandlung verzichtet werden.
Sommergerste: Sehr frühe Bestände haben das Fahnenblatt voll entwickelt und bewegen sich Richtung BBCH 49. Hier kann dann auch sobald möglich eine Abschlussbehandlung mit Schwerpunkt Ramularia durchgeführt werden. Zum Einsatz kommen dieselben Mittel wie in Wintergerste, durch die schnellere Entwicklung der Sommergerste kann die Aufwandmenge aber auf ca. 80% reduziert werden, z.B. 1 Liter/ha Ascra Xpro, 1,2 Liter/ha Balaya, 0,8 Liter/ha Elatus Era, 1,2 Liter/ha Jordi, 1,2 Liter/ha Revytrex, etc.. Gegen Ramularia sollte entweder der Kontaktwirkstoff Folpet (1,2 Liter/ha Folpan 500 oder 1,2 Liter/ha Amistar Max) oder Netzschwefel (z.B. 3,0 bis 4,0 Liter/ha Thiopron) zum Einsatz kommen.
Achtung: Die Gewässerabstände bei Folpan 500 haben sich im Vergleich zum Vorjahr reduziert und liegen nun je nach Abdriftminderung bei: 50% 15 m; 75% 10 m; 90% 5 m
Getreidehähnchen: Erwachsene Käfer sind schon seit längerem in den Beständen zu sehen, mittlerweile auch die Eier und Larven. Auf unseren Kontrollschlägen aber noch immer deutlich unter dem Bekämpfungsrichtwert von 1 Ei oder Larve je 1-2 Halmen oder 20% geschädigter Blattfläche. Auch wenn die Niederschläge von vielen anderen Feldarbeiten abhalten, helfen Sie zumindest gegen die Getreidehähnchen. Viele Eier oder Larven werden von den Blättern gewaschen und am Boden von räuberischen Käfern unschädlich gemacht.