Winterweizen – Mit einsetzender Blüte auf Fusarium achten?
Wichtige Informationen aus dem Landkreis Karlsruhe vom 25.05.2019
Der amtliche Pflanzenschutzberater C. Erbe gibt heute einen Überblick zum Zustand der regionalen Getreidebestände im Landkreis Karlsruhe und gibt praktische Tipps zur Behandlungsnotwendigkeit.
Winterweizen: Das Entwicklungsstadium des Weizens ist dieses Jahr wesentlich uneinheitlicher als in den vergangenen Jahren. Je nach Vorfrucht, Sorte, Stresszustand und Düngetermin ist vom Fahnenblattschieben bis zum Beginn Blüte momentan jeder Entwicklungszustand im Landkreis vorzufinden.
Der Pilzdruck ist vergleichsweise moderat. Weiterhin ist auf Braunrost (Gelbrostfunde sind weiterhin nur spärlich beobachtet worden) und mit einsetzender Blüte auf Fusarium zu achten. In Beständen die jetzt zu blühen beginnen sollte zeitnah zum gemeldeten Regenereignis am Samstag eine gezielte Behandlung gegen Fusarium und Braunrost erfolgen. Dabei gibt es unterschiedliche Strategien:
Auf Fusariumhochrisikoschlägen (anfällige Vorfrucht wie Mais oder Zuckerrüben, nicht wendende Bodenbearbeitung, fusariumanfällige Sorte mit BSA Einstufung >4) sollte eine Behandlung mit einem potenten Fusariummittel erfolgen (Variante 1). Die Behandlung muss zeitnah zum Regenereignis erfolgen (+/- 2 Tage). Falls keine Fusariumbehandlung geplant ist kann die Behandlung auf die Ähre vor der Blüte erfolgen (Variante 2). Ist bereits eine Behandlung vor der Blüte erfolgt, bitte Beratung anfordern, da sich Mittelwahl und Aufwandmengen der Folgespritzung daran orientieren.
Variante 1 Fusariumhochrisikoschläge / bisher keine Behandlung / Weizen blüht
- Behandlung Schwerpunkt Fusarium + Braunrost z.B. Osiris 2,5 Liter/ha oder Prosaro+Folicur 1,0+0,5 Liter/ha
Variante 2 Kein Fusariumhochrisikoschlag / keine Fusariumbehandlung geplant
- Behandlung mit 70 bis 100% der Aufwandmenge eines Azol-Carboxamid-(Strobilurin) zum Ährenschieben. Dabei ist die Aufwandmenge abhängig vom jeweiligen Krankheitsgeschehen und der Ertragserwartung. Bei Bedarf Beratung anfordern.
Generelle Informationen zu Fusarium
Befallsfördernde Faktoren: Anfällige Sorten (BSA Einstufung Fusarium >4), Vorfrüchte wie Körnermais, Silomais oder Zuckerrüben und viele Erntereste zum Zeitpunkt der Blüte des Weizens (z.B. durch nicht wendende Bodenbearbeitung ohne Strohzerkleinerung) erhöhen generell die Gefahr von hohen Mykotoxinbelastungen des Ernteguts.
Witterung: Entscheidend für die Ausbreitung von Fusarium sind die Bedingungen vor, während und nach der Blüte. Feuchtwarme Bedingungen vor der Blüte lassen die Sporenlager auf den
Ernteresten heranreifen. Temperaturen zwischen 20°C bis 25°C während der Blüte gekoppelt mit Niederschlägen >2mm führen zum Ausschleudern der Sporen aus den Sporenlagern und anschließend zur Infektion der geöffneten Ährchen. Fusarium kann nur während der Blüte infizieren, weil in diesem Moment die Ährchen geöffnet sind und der Pilz durch diese Öffnungen in Ähre eindringen kann!
Behandlungszeitpunkt: Eine gezielte Fusariumbehandlung kann nur zu Beginn bis Mitte der Blüte erfolgen. Davor oder danach bringen Behandlungen einen nicht ausreichenden Bekämpfungserfolg. Die Behandlung sollte 2 Tage vor bis max. 2 Tage nach einem Infektionsereignis in der Blüte erfolgen. Leichte Taunässe bzw. hohe Luftfeuchte verbessern das Eindringen des Wirkstoffs in die Ähre. Deshalb Fusariumbehandlungen in den frühen Morgenstunden durchführen. Meist blühen die Bestände nicht gleichmäßig ab (Kraichgau = weiter entwickelte Kuppen als Senken). Hier sollte man sich eher an den Tallagen orientieren, da diese durch die längere Tauphase stärker von Fusariumdruck und -befall betroffen sein können.
Hinweise zur Behandlungsnotwendigkeit von tierischen Schädlinge: Der Druck durch Getreidehähnchen steigt moderat an. Die Schadensschwelle liegt beim Getreidehähnchen bei 20% geschädigter Blattfläche bzw. 1 Ei/Larve je Halm. Bei Läusen ist die Schadensschwelle bei 65% besiedelten Pflanzen ab Ährenschieben erreicht (33 von 50 Pflanzen). Zu bedenken ist, dass u.U. bei jeder Insektizidmaßnahme, auch Nützlinge - wie z.B. Marienkäfer - miterfasst werden können. Dadurch können zu einem späteren Zeitpunkt Läuse nicht mehr durch Ihre natürlichen Gegenspieler bekämpft werden, was im Extremfall eine zusätzliche Insektizidbehandlung nach sich zieht!