Getreide – Schlagspezifische Entscheidung zur Bekämpfungsnotwendigkeit
Wichtige Informationen des LRA Tübingen vom 29.05.2020
Der Pflanzenschutzberater vom Tübinger Landwirtschaftsamt A. Lohrer mahnt im Landkreis Tübingen auf einen vorbeugenden Insektizideinsatz zu verzichten. Dadurch könnten Nützlinge geschädigt werden. Und im absoluten „Worst Case“ könnten dann die in diesem Jahr stark auftretenden Blattläuse zu weiteren Problemen führen. Wir sind also gefordert, um als logische Konsequenz eine Erhöhung des Behandlungsindex abzuwenden.
Getreidehähnchen treten im Landkreis Tübingen in diesem Jahr stärker auf als die letzten Jahre. Die Entscheidung ob eine Bekämpfung notwendig ist muss aber für jeden Schlag separat getroffen werden. Hierzu sollte an 5 Stellen im Feld je 5 Halme kontrolliert werden, oft sieht der Befall durch den weißlich schimmernden Bestand schlimmer aus als er tatsächlich ist. Der Bekämpfungsrichtwert liegt bei 20% geschädigter Blattfläche auf den obersten 3 Blättern oder bei 0,5 – 1 Larve je Halm.
Zur Bekämpfung können verschiedene Pyrethroide wie z.B. Karate Zeon, Decis forte, Hunter eingesetzt werden. Auch vorhandene Restbestände von Biscaya (Aufbrauchfrist 03.02.2021) können noch eingesetzt werden. Allerdings ist bei Mischung von Biscaya mit Azolen darauf zu achten, dass die Mischung nicht an blühenden oder von Bienen beflogenen Pflanzen eingesetzt werden darf. (Ausnahmen sind in Gebrauchsanleitung der Fungizide aufgeführt)
In Winterweizen ist oft Blühbeginn bis Vollblüte, dies wäre der richtige Zeitpunkt für eine Fusariumbehandlung auf Risikoschlägen. Allerdings benötigt der Erreger auch bei warmen Temperaturen von 20 bis 25°C eine lange Nässedauer von 1 bis 2 Tagen für die Infektion. Davon ist aber derzeit nicht auszugehen. Wenn sich noch Infektionsbedingungen ergeben, z.B. in schlecht abtrocknenden Lagen kann mit Prosaro, Osiris, Folicur, etc. behandelt werden.
Sommergerste befindet sich teilweise noch in den Knotenstadien, frühe Bestände sind kurz vor, bzw. im Grannenspitzen. Das „Pinselstadium“ hat sich in der Vergangenheit bewährt, dieses Jahr kann in gesunden Beständen auch etwas länger gewartet werden. Der Wirkstoff Chlorthalonil z.B. in Amistar Opti durfte nur bis 20.05 eingesetzt werden, eventuell vorhandene Restbestände müssen jetzt fachgerecht entsorgt werden. Mögliche Optionen zur Behandlung in Sommergerste sind z.B 1,2 Liter/ha Ascra Xpro, 1,0 Liter/ha Elatus Era (+0,33 Liter/ha Sympara), 1,5 Liter/ha Revytrex + 0,5 Liter/ha Comet. Auf Standorten mit schwächeren Beständen und geringerer Ertragserwartung können auch 1,25 Liter/ha Input Classic oder 0,4 Liter Comet + 0,8 Liter Curbatur, und andere eingesetzt werden.