Ackerbau – Expertin: Auf der Baar steht das Getreide im Mittelpunkt des Interesses
Wichtige Informationen aus dem Schwarzwald-Baar-Kreis vom 29.04.2019
Nach Meinung der Beraterin H. Saddedine aus dem LRA Schwarzwald-Baar-Kreis hielt vor allem die trockene Witterung die Bestände bis Ende April gesund. Die herbeigesehnten Niederschläge bringen nun zwar das Wachstum der Kulturen in Schwung, die Boden- und Blattfeuchte begünstigen aber auch Pilzinfektionen. Eigene Schläge sollten daher ab sofort regelmäßig kontrolliert werden. Wichtig ist: Die oberen drei voll entwickelten Blätter müssen für einen guten Ertrag längstmöglich gesund erhalten bleiben.
Wintergerste steht im Fahnenblatt oder spitzt die Grannen (BBCH 39 bis 49). Je nach Sortenanfälligkeit können sich Rhynchosporium, Netzflecken oder Zwergrost ausbreiten. Auf der Baar war bisher noch kein Fungizideinsatz notwendig. Deshalb sollte bei einem Befall die Erst- oder Abschlussbehandlung mit der vollen Aufwandmenge gesetzt werden. Ramulariabefall, der meist erst zum Ährenschieben sichtbar, ist in unserem Gebiet zu einer wichtigen Krankheit geworden. Das sollte bei der Mittelwahl beachtet werden.
Empfohlene Mittel für die Einmalbehandlung:
- Adexar + Amistar Opti (1,4 + 1,4 Liter/ha)
- Aviator Xpro + Amistar Opti (1,0 + 1,5 Liter/ha)
- Elatus Era + Amistar Opti (1,0 + 1,5 Liter/ha)
Weitere sehr gut geeignete Mittelkombinationen sind das neue Revytrex + Comet (1,5 + 0,5 Liter/ha) oder die Mischung aus Ascra Xpro + Fandango (0,85 + 0,85 Liter/ha).
Achtung: In Gerste darf der Wirkstoff Prochloraz (Ampera, Eleando, Kantik, Mirage) nicht mehr eingesetzt werden. In den anderen Getreidearten bleibt er weiterhin erlaubt.
Winterweizen ist im 2-Knotenstadium (BBCH 32) und war überwiegend gesund. In einigen Sorten ist ein Ausgangsbefall mit Septoria tritici auf den unteren Blättern. Bei wechselhaftem Wetter mit mindestens 2 Tage Blattnässe und gleichzeitig Temperaturen über 10°C breitet sich die Krankheit rasch nach oben aus. Ab BBCH-Stadium 32 sollten die eigenen Schläge regelmäßig kontrolliert werden, damit eine fungizide Behandlung jetzt in der Schossphase rechtzeitig festgestellt werden kann.
Mittelbeispiele gegen Septoria und Mehltau: Capalo (1,6 Liter/ha), Input Classic (1,0 Liter/ha). Für den frühen Einsatz eignen sich auch die neuen Mittel Input Triple (1,0 Liter/ha) oder Revystar + Flexity (1,0 + 1,5 Liter/ha). Mittel mit einem Carboxamid-Wirkstoff sollten für den späteren Einsatz zum Ährenschieben reserviert werden. Bleiben die Bestände überwiegend gesund, sollte der Termin für eine wirtschaftliche Einmalbehandlung im Entwicklungsbereich „Beginn bis Mitte Ährenschieben“ (BBCH 49-55) gewählt werden um Blatt und Ähre ausreichend zu schützen.
Triticale ist im 3-Knotenstadium (BBCH 33). In anfälligen Sorten können sich vor allem Rhynchosporium oder Mehltau ausbreiten. Mittelauswahl bei Befall, siehe Heft Integrierter Pflanzenschutz 2020, Seite 46.
Bitte Aufbrauchfristen für folgende Pflanzenschutzmittel beachten:
- Amistar Opti, Zakeo Opti u.a. (Wirkstoff Chlorthalonil) bis 20.05.2020
- Capalo, Diamant, Juwel Top u.a. (Wirkstoff Fenpropimorph) bis 30.10.2020
- Gladio, Taspa u.a. (Wirkstoff Propiconazol) dürfen nicht mehr eingesetzt werden (19.03.2020)
Danach besteht für alle Mittel eine Entsorgungspflicht!
Fungizideinsatz allgemein
- Fungizide möglichst auf abgetrocknete Bestände ausbringen, danach 1-2 Stunden kein Regen
- Carboxamid-haltige Mittel (Xpro-Produkte, Adexar, Seguris, Champion, Bontima u.a.) nur einmal anwenden
- Gewässerabstandsauflagen der Mittel beachten
- Tankmischungen mit Wachstumsregler und Azol-Fungiziden: Wachstumsregleraufwandmenge um 25% verringern
- Ethephonhaltige Wachstumsregler (Camposan Extra, Cerone 660) ab Grannenspitzen nicht mit Azol-Fungiziden mischen - Kulturschäden möglich!