Ackerbau – Wintergetreide und Raps stehen mächtig unter Stress
Wichtige Informationen aus dem Schwarzwald-Baar-Kreis vom 23.04.2019
Die trockene Witterung und die starken Temperaturschwankungen zwischen Tag (bis 20°C) und Nacht (bis -5°C) setzen nach Meinung der Donaueschinger Anbauexpertin H. Saddedine aus dem LRA Schwarzwald-Baar-Kreis vor allem Wintergetreide und Raps unter Stress. Momentan warten alle Pflanzen auf den dringend benötigten Regen.
Getreide: Die renommierte Beraterin rät, Wachstumsregler oder Herbizide momentan nur dann einzusetzen, wenn die Behandlung tatsächlich nicht aufgeschoben werden kann. Ist dies der Fall müssen verträgliche Mittel und/oder mit reduzierten Aufwandmengen gefahren werden.
Winterraps: Der Raps steht in der Blüte (BBCH 61-65). Eine Blütenbehandlung gegen Rapskrebs (Sklerotinia) ist bei der momentanen Trockenheit nicht sinnvoll. Sie sollte nur bei hoher Ertragserwartung, enger Rapsfruchtfolge oder in gefährdeten Lagen (mehrere Stunden Tau) durchgeführt werden. Gute Infektionsbedingungen sind: Bodenfeuchte und Temperaturen um 20°C. Optimaler Behandlungstermin: 50 bis 60% geöffnete Blüten (BBCH 63-65). Die Mittel und Aufwandmengen sind im Heft „Ackerbau und Grünland - Integrierter Pflanzenschutz 2020“ zusammengefasst.
Der Rapsglanzkäfer richtet ab der Blüte keine nennenswerten Schäden mehr an. Dafür müssen der Kohlschotenrüssler (Hauptzuflug bei Temperaturen >20°C) und die Kohlschotenmücke (sehr klein, lange Beine und Fühler) beobachtet werden. Die Mücke stellt in der Regel nur eine Gefahr dar, wenn letztjährige Rapsflächen in der Nachbarschaft einen Starkbefall hatten. Zu starken Ertragsschäden kommt es vor allem beim gemeinsamen Auftreten von Rüssler und Mücke. Die Schadensschwelle ist bei 2 Käfern und 1 Mücke pro 4 Pflanzen erreicht. An den Feldrändern ist der Befall stärker, so sind Randbehandlungen v.a. auf größeren Schlägen oft ausreichend. Optimaler Behandlungstermin: Erste kleine Schoten sind vorhanden, Tage sind warm und windstill. Wenn Rapsglanzkäfer noch in den Beständen sind, sollten aus Resistenzgründen nur Biscaya oder Mittel der Klasse-1-Pyrethroide (Mavrik Vita/Evure oder Trebon 30 EC) eingesetzt werden.
Bitte beachten:
- ab Blühbeginn keine bienengefährliche Insektizide (B1) mehr einsetzen
- bei Tankmischungen ändert sich die Bienenschutzauflage (Insektizid + Azol-Fungizid oder Insektizid + Insektizid)
- Wir empfehlen grundsätzlich: Behandlung in den Abendstunden nach dem Bienenflug
Futtererbsen und Ackerbohnen: Die Erbsen und Ackerbohnen laufen auf oder haben teilweise schon das zweite Blatt entfaltet (BBCH 10-12), Jetzt muss auf den Befall mit Blattrandkäfer (Bogenfraß am Blattrand) geachtet werden.
Mäßiger Befall kann bei wüchsigem Wetter toleriert werden. Bei kühler oder trockener Witterung liegt die Schadensschwelle bei 10% Blattverlust oder 50% Pflanzenbefall. Die Larven der Käfer schädigen die Wurzelknöllchen (Stickstoffbindung) der Pflanzen. Knöllchenfraß wird ertragsschädigend ab 20 Käfer/m². Eigene Schläge kontrollieren und bei Bedarf ein Insektizid einsetzen. Wenn kein anderer Weg bleibt als zu behandeln muss dabei unbedingt auf den Schutz der geachtet werden: Keine Abdrift auf blühende Nachbarpflanzen!