Ackerbau – Im Visier der amtlichen Beratung
Wichtige Informationen aus dem Rhein-Neckar-Kreis vom 01.05.2020
G. Münkel, renommierter Sinsheimer Pflanzenschutzexperte, informiert heute über den aktuellen Stand der Kulturen und gibt wichtige Tipps zu notwendigen Maßnahmen im Rhein-Neckar-Kreis.
Zuckerrüben: Die ersten Herbizidbehandlungen haben nicht immer den gewünschten Erfolg gebracht. In diesen Fällen müssen die Intervalle auf bis zu 6 Tage verkürzt werden. Die Probleme sind sehr individuell, so dass keine pauschalen Empfehlungen gegeben werden können. Bitte rufen Sie uns an. Die Situation bei den Erdflöhen ist ebenfalls sehr unterschiedlich. Die kühlere Witterungsphase wird hier Entlastung bringen. Die Bekämpfungsschwelle liegt bei 20% zerstörter Blattfläche oder 40% geschädigter Pflanzen. Zugelassene Insektizide sind Karate Zeon, Hunter oder Lambda WG. Der Befall mit Blattläusen liegt auf unseren Beobachtungsflächen noch unter der Bekämpfungsschwelle, die bei 30% befallene Pflanzen mit der schwarzen Bohnenlaus liegt. Zählen sie an unterschiedlichen Stellen im Schlag 4x10 Pflanzen aus. Bestände in kurzen Abständen kontrollieren. Bei Befall über der Bekämpfungsschwelle mit 300 g/ha Pirimor in 300 Liter/ha Brühmenge behandeln.
Wintergerste: Die Wintergerste ist beim Ährenschieben. Die Abschlussbehandlung soll in der kommenden Woche durchgeführt werden. Folgt nach trüben Tagen strahlungsreiche Witterung ist mit dem Ausbruch von Ramularia zu rechnen. Daher bietet sich der Einsatz des Produkts Amistar Opti mit 1,25 bis 1,5 Liter /ha ein. Die Zumischpartner richten sich nach der realistischen Ertragserwartung. Liegt diese unter 50 dt/ha kann ein preiswertes Azol wie z.B. Folicur zum Einsatz kommen. Regnet es über das Wochenende mehr als 15 Liter pro Quadratmeter oder lässt der Standort bzw. der Bestand ein höheres Ertragsniveau zu, sind Azol – Carboxamid Präparate wie z.B. Adexar, Aviator Xpro oder Elatus Era zu bevorzugen. Wachstumsregler dürfen nicht mehr eingesetzt werden!
Winterweizen: Der Winterweizen befindet sich im 3-Knoten-Stadium bis zum Schieben des letzten Blattes. Manche Grannenweizen in der Rheinebene öffnen bereits die Blattscheide und das am letzten Apriltag!! Die Krankheitssituation ist sehr entspannt. Regelmäßige Bestandeskontrollen sind aber nahezu unerlässlich vor allem auf beginnenden Rostbefall. Wir empfehlen die Fungizidstrategie von der Blütenbehandlung gegen Fusarium rückwärts zu betrachten.
Bei intensiver Bestandskontrolle und keinem beginnenden Befall mit Gelb- oder Braunrost kann die Abschlussbehandlung bis zur Blüte abgewartet werden. In der Rheinebene ist dies oft die betriebswirtschaftlich interessanteste Variante. Zum Einsatz kommen dann beispielsweise 1,0 Liter/ha Prosaro oder 2,5 Liter/ha Osiris.
Bei Befalls beginn mit Rost muss zeitnah eine Blattbehandlung mit einem entsprechendem Fungizid durchgeführt werden z.B. Ascra Xpro, Ceriax, Elatus Era, Revitrex plus Comet oder Folicur. Hier kann die Aufwandmenge auf 80% reduziert werden. Die Ausgestaltung der Blütenbehandlung richtet sich dann nach der Wetterlage.
Die einmalige Abschlussbehandlung mit 100% Aufwandmenge der oben genannten Mittel zum Zeitpunkt Fahnenblatt voll entwickelt bis Ährenschieben kann nur bei Sorten empfohlen werden, die sehr gut bei der Fusariumtoleranz eingestuft sind und die Vorfrucht so gut wie keine Rückstände auf der Bodenoberfläche hinterlassen hat, wie z.B. nach einem Pflugeinsatz.
Sommergerste: In der kommenden Woche sollte die Herbizidmaßnahme durchgeführt werden. Die Sorte Avalon zeigt vor allem in der Rheinebene zum Teil stärkeren Befall mit Mehltau. Bei Bedarf ein Mittel mit guter Mehltauleistung einsetzen wie z.B. Vegas.
Sojabohnen: Bedingt durch die Trockenheit laufen früh gesäte Sojabohnen z.T. sehr lückig auf. Die eingesetzten Bodenherbizide zeigen nicht immer den gewünschten Erfolg. Jetzt die Bestände rechtzeitig und intensiv kontrollieren. Eine Nachauflaufbehandlung mit Clearfield Clentiga plus Dash oder Harmony plus Trend ist nur zielführend, wenn sie im Keimblattstadium bis maximal erstes Laubblattpaar des Unkrautes durchgeführt wird. Diese Unkrautwelle darf auf keinen Fall übersehen werden. Behandlungen sollten idealerweise vormittags durchgeführt werden. Die Bohnen können dann die Wirkstoffe besser abbauen. Bei Problemen Beratung anfordern.
Feldhygiene: Die „Taube Trespe“ steht kurz vor der Blüte. Hier ist ein Abmähen der Feldränder unbedingt zu empfehlen, um ein Aussamen in die Fläche zu verhindern. Stehen keine Trespen am Feldrand, sollte dieser nicht gemäht werden, um die Biodiversität in der Feldflur zu erhalten.