Checkliste für den ordnungsgemäßen Pflanzenschutz

Der sachkundige Anwender,

das geprüfte Pflanzenschutzgerät und

das zugelassene Pflanzenschutzmittel

sind die drei Eckpfeiler des ordnungsgemäßen Pflanzenschutzmitteleinsatzes:

Nur ein sachgerechter Umgang mit Pflanzenschutzmitteln vermeidet schädliche Auswirkungen auf die unbelebte Natur (Boden, Wasser, Luft) und die belebte Natur (Mensch, Pflanze, Tier) und kann das Unbehagen der Verbraucher gegenüber der Chemie positiv beeinflussen.

1)    Sachkunde des Anwenders

• Der Anwender (Spritzenfahrer) muss sachkundig sein und bei Kontrollen eine Bescheinigung vorlegen können. Entweder abgeschlossene, fachspezifische Berufsausbildung (Berufsabschlusszeugnis) oder Prüfung beim PS-Dienst (Bescheinigung über erfolgreiche Teilnahme an einer Sachkundeprüfung).
• Der Lehrling darf unter Anleitung und Aufsicht einer sachkundigen Person Pflanzenschutzgeräte bedienen.

2)    Beratung und Fortbildung (am besten mehrere davon nutzen)

• Regelmäßige Inanspruchnahme der Beratung
• Arbeitskreisberatung des amtlichen Pflanzenschutzdienstes
• Bezug der regionalen Pflanzenschutzhinweise
• Besuch der Winterveranstaltungen des amtlichen Dienstes
• ISIP-Nutzer
• Beratungsringmitglied
• Mitarbeiter aufklären und anweisen (evtl. Betriebsanweisung zum Umgang mit Pflanzenschutzmitteln erstellen).

3)     Schutzkleidung für Anwender beschaffen

• z. B. gibt es beim Raiffeisen Haus- und Gartenmarkt vom IVA empfohlene Handschuhe, Standardschutzanzug-Pflanzenschutz (Kombi), Schutzbrillen, Gummistiefel.

4)    Einkauf von Pflanzenschutzmitteln

• In Deutschland zugelassene Mittel
• Identische Mittel mit deutscher Beschriftung
• Wenn möglich, nicht als Gefahrstoff gekennzeichnete Mittel (ca. 50 % aller Pflanzenschutzmittel) und solche, die wenige oder keine Auflagen zum Umweltschutz haben.

5)    Transport der Mittel

Den Transport von Gefahrstoffen, zu denen die Pflanzenschutzmittel teilweise zählen, regelt seit 01.01.2003 das europäische Übereinkommen über die Beförderung gefährlicher Güter (ADR). Die Regelung ist im Detail sehr kompliziert. Stoffeigen­schaften, Verpackungseinheit, Umverpackung etc. werden nach Punkten bewertet und je nach Produkten darf eine Ladung eine bestimmte Anzahl von Punkten nicht überschreiten. Nur der Handel kann Auskunft geben, ob die gewünschte Menge mehrerer Pflanzenschutzmittel auf dem Hänger des Landwirtes oder vom Handel mit einem Gefahrgut-Lkw (Warntafel, Feuerlöscher, Begleitpapiere etc.) transportiert werden muss. Die meisten Pflanzenschutzmittel und ihre Art der Verpackung unterliegen jedoch nur geringen Punktzahlen, so dass in der Regel relativ große Mengen auf dem Hänger bewegt werden können.

Der Transport der fertigen Spritz- bzw. Sprühflüssigkeit zum Feld unterliegt keinen besonderen Regeln.

6)    Lagerung (Zuständigkeit liegt bei der Landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft)

• Im verschlossenen Raum mit Hinweisschild "Pflanzenschutzmittelraum - Zutritt nur für befugte Personen"
• Fußboden ohne Abfluss und mit Spezialfarbe gestrichen. Die Türschwelle ist hochgezogen, damit Löschwasser nicht austreten kann
• Evtl. Lagerung in Regalen mit Auffangwannen, falls der Fußboden nicht als Auffangwanne herzurichten ist
• T+ und T und als brennbar gekennzeichnete Mittel in einem Spezialschrank lagern, der im Pflanzenschutzmittelraum steht
• Verantwortliche Person für Pflanzenschutzmittelraum bestimmen
• Evtl. Gefahrstoffbuch führen (Bestand tagesaktuell).

7)    Leergutentsorgung

• PAMIRA über Handel bzw. über kommunale Abfallentsorgung
• Eigene Entsorgung von Resten über Landkreis als Sondermüll.

1)      Kauf von Neugeräten

Das gekaufte Gerät soll von der Biologischen Bundesanstalt erklärt bzw. anerkannt sein (bei allen deutschen Herstellern der Fall).

Das Gerät sollte enthalten:

• Einspülschleuse
• Klarwasserbehälter
• Geräteinnenreinigungseinrichtung
• Waschbürste für Außenreinigung
• Abdriftreduzierende Düsen, z. B. Typ ID 03, oder Mehrfachdüsenkörper zusätzlich mit Typ ID 05 oder vergleichbare Injektordüsen einsetzen.

2)      Kontrolle von Gebrauchtgeräten:

Alle zwei Jahre Geräte in autorisierter Werkstatt kontrollieren lassen. Ausgenommen sind handgeführte Geräte.

3)      Befüllen und Reinigen des Gerätes

Um Belastungen von Oberflächengewässern zu vermeiden, Geräte nicht über dem Kanalanschluss befüllen, entleeren und reinigen. Spritzbrühe knapp ansetzen, um Restmengen zu vermeiden. Falls dennoch überschüssige Spritzflüssigkeit anfällt, diese auch auf der behandelten Fläche um den Faktor 10 verdünnt ausbringen. Die Geräteinnenreinigung nach Möglichkeit vermeiden und - falls erforderlich - diese ausschließlich auf dem Feld vornehmen. Außenreinigung vor dem Winter ebenfalls auf dem Feld vornehmen.

1) Gebrauchsanleitung vollständig lesen und unbedingt einhalten

• Das "Anwendungsgebiet" (Kultur und Schadorganismen)
• Aufwandmenge
• Wartezeit
• Max. Anzahl der Anwendungen
• Spätest möglicher Einsatztermin in der Kultur
• Vor der Mischung von mehreren Pflanzenschutzmitteln bzw. von Pflanzenschutzmitteln mit AHL bzw. Blattdünger technische Mischbarkeit und Pflanzenverträglichkeit klären, Gebrauchsanleitung lesen, Beratung oder Hersteller fragen
• Regel-Wasseraufwandmenge nicht unter 200 l/ha
• Keine Behandlungen über 5 m/sec. Windgeschwindigkeit und bei mehr als 25 °C. Nicht über 8 - 10 km/h schnell fahren, Windmesser vorhanden? Tabelle zur Abschätzung der Windgeschwindigkeit vorhanden?

2) Anwendungsbestimmungen und Auflagen zum Umweltschutz einhalten

a)      Zu Gewässern

• 1 Meter Mindestabstand (ab Böschungsoberkante) zu allen Gewässern (auch gelegentlich wasserführenden)
• Permanente und periodische Gewässer als solche selbst einstufen und kartieren
• Mitarbeiter unterweisen, wo Bereiche sind, die besondere Maßnahmen erfordern
• Entweder nur Produkte verwenden, die keine Abstandsauflagen (außer der landesspezifischen von 1 m) zu Gewässern haben, oder produktspezifische Auflagen beachten, z. B. Verwendung abdriftreduzierender Technik (50 %, 75 %, 90 % abdriftreduzierende Düsen und zusätzlich den Druck reduzieren), eventuell zusätzlich produktspezifischen Abstand einhalten
• Bei Produkten, die eine Abschwemmungsauflage (NW 700 ff.) haben, 5 - 20 m bewachsenerRandstreifen unbehandelt lassen, diesen stilllegen oder die ganze Fläche unbehandelt lassen, bis der Kulturpflanzenbestand geschlossen ist. Der 5 - 20 m breite Rand darf aber auch später nicht behandelt werden, lediglich der Rest des Feldes
• In Sonderfällen drainierte Flächen markieren und kartieren
• Notwendigkeit des Einsatzes prüfen oder Ersatzprodukt verwenden.

b)      Zu Saumbiotopen

Flächen ermitteln, die an Saumbiotope grenzen, zu denen Auflagen einzuhalten sind (z. B. Naturschutzgebiet, Wald, Feldraine und Hecken, die breiter als 3 m sind und die nicht auf Ackerland angelegt wurden und in Gebieten, die nicht genügend Kleinstrukturen enthalten). Wie dort Auflagen einhalten?

• Geeignete Mittel ohne Auflagen auswählen oder solche, die mit abdriftreduzierender Technik anzuwenden sind (s. Wasserschutz).
• Fläche stilllegen. Stilllegung von nur 5 m breiten Streifen mit GAP-Prämie ist in Vorbereitung.

c)      Zu sensiblen Objekten

Zu Hausgärten, Schulen, Kindergärten und empfindlichen Nachbarkulturen aus Gründen der Vermeidung von Schäden bzw. Konflikten einen ausreichenden Sicherheitsabstand einhalten, Windrichtung und Tageszeit beachten.

d)      Bienenschutz-VO beachten

Keine Anwendung bienengefährlicher Pflanzen­schutzmittel an blühenden Kulturpflanzen, außer Hopfen und Kartoffeln bzw. blühenden Unkräutern in den Beständen. Ferner keine Behandlung, wenn Pflanzen mit Honigtau von Blattläusen behaftet sind. Mischungen von einigen Pflanzenschutzmitteln können dazu führen, dass ihre bienenschonenden Eigenschaften verloren gehen.

e)      Nicht landwirtschaftliche, gärtnerische und forstwirtschaftlichen Nutzfläche

Kein Einsatz von Pflanzenschutzmitteln (insbesondere Unkrautbekämpfungsmitteln) außerhalb der landwirtschaftlichen, gärtnerischen und forstwirtschaftlichen Nutzfläche, z. B. befestigte und unbefestigte Hofflächen, Feldraine, Gewässerböschungen, aus Artenschutz- und Wasserschutzgründen. Nur dann, wenn andere Methoden nicht zumutbar sind und kein Austrag ins Oberflächengewässer zu erwarten ist, kann ein Antrag auf Ausnahmegenehmigung beim Pflanzenschutzamt gestellt werden.

(So wenig wie möglich, so viel wie nötig)

a)       Vorbeugenden, nicht chemischen Pflanzenschutz nicht vernachlässigen, so weit dies ökonomisch vertretbar ist

• Fruchtfolge
• Pflug
• Resistente Sorte
• Saatzeit, die Krankheiten und Schädlinge nicht fördert
• Zu hohe Stickstoffdüngung vermeiden (fördert Mehltau und Blattläuse)
• Mindestens Bilanzüberschuss kleiner 50 kg/ha einhalten (Zufuhr von mineralischen und organischen Düngemitteln abzüglich Abfuhr durch die Ernte). Optimal ist es, den jährlichen Düngebedarf den N-min-Werten anzupassen.

b)      Pflanzenschutzmittel grundsätzlich nur bei im Einzelfall nachgewiesenem Bedarf einsetzen. Geringe Schäden, die die Kosten nicht decken und die Qualität nicht beeinträchtigen, tolerieren.

• Kosten für Pflanzenschutzmittel dem im jeweiligen Fall zu erwartenden Nutzen anpassen
• Aufwandmengen dem Erregerspektrum und der Wirkungsdauer nach unten anpassen, sofern dies die Resistenzbildung nicht fördert (Erreger spezifisches Problem)
• Vorbeugender Einsatz von Pflanzenschutzmitteln bei Erregern, die gut sichtbar sind und nach Befallsbeginn bekämpft werden können, ist grundsätzlich zu vermeiden, sofern nicht ökonomisch geboten.
• Beratung, Prognosen und eigene Bonituren nutzen, um das erforderliche Maß der Befallssituation anzupassen.

Zur Kontrolle, ob es gelohnt hat, Pflanzenschutzmittel einzusetzen, ist es sinnvoll, auf jedem Feld 5 -10 m Länge einer Spritzbahn unbehandelt zu lassen (Kontrollfenster).

Zum Nachweis, dass ordnungsgemäßer Pflanzenschutz betrieben wurde, müssen künftig als Bestandteil der guten fachlichen Praxis alle Behandlungen aufgezeichnet werden.

Mindestens:

- Schlagbezeichnung

- Kultur

- Sorte

- Datum der Anwendung

- Mittelname und Mittelmenge

- bekämpfte Schadorganismen

Zusätzlich empfehlenswert ist die Aufzeichnung der:

- Befallsstärke bzw. Befallshäufigkeit zum Zeitpunkt der Behandlung

- Einschätzung der Wirkung (gut, mittel, nicht erwartungsgemäß)

- Ausbringungstechnik und Witterung bei der Anwendung (z. B. um bei Problemen mit Nachbarn und bei Kontrollen gesicherte Auskunft geben zu können, d. h., unberechtigte Ansprüche abzuwehren):

• Düsentyp
• Wasseraufwandmenge
• Fahrgeschwindigkeit
• Windgeschwindigkeit und Temperatur
• Falls erforderlich, besondere Maßnahmen am Gewässer und Saumbiotop zum Nachweis der Einhaltung der Auflagen des verwendeten Mittels (sofern nicht stillgelegt)
• Name des Anwenders